Der Strand von Hargeon Town ist eine große Bucht mit wunderschönem, weißen Sand. Die Strandpromenade führt direkt dort vorbei.
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cf: Blue Pegasus Gildenhaus
Mirai brauchte nicht länger als etwa eine viertel Stunde vom Blue Pegasus Gildenhaus bis zum Rathaus. Sie öffnete die Tür, die das Gebäude von der Außenwelt abschnitt und betrat die Eingangshalle. An einem Tresen saß eine kleine Frau mit hellbraunen Haaren. Sie blickte Mirai mit ihren hellblauen Augen freundlich an. „Guten Tag. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte sie. „Ich würde gerne den Bürgermeister sprechen. Es geht um das Problem mit den Haien“, erklärte Mirai und wurde kurz danach auch schon von der Frau zum Bürgermeister gebracht. Nachdem die Brünette an der Tür geklopft hatte, hörte man ein „Herein“. Mirai betrat das Zimmer hinter der Frau. Vor ihr befand sich ein Schreibtisch, auf dem ein Haufen Papier, verschiedene Stifte und anderlei Dinge standen. Dahinter saß ein bärtiger Mann, der ungefähr Mitte 50 war. Ein freundliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Die braunhaarige Frau erläuterte dem Bürgermeister die Situation und ließ Mirai schließlich mit ihm allein. „Ich danke dir, dass du den Auftrag annimmst“, sagte er, „Nun begib dich bitte auf schnellstem Weg zum Strand und töte die Haie. Es hat wirklich hohe Priorität! Ich kann die Bevölkerung meiner geliebten Stadt nicht noch länger dieser Gefahr aussetzen.“ Mirai lächelte den Bürgermeister kurz an. „Sie können sich auf mich verlassen“, versicherte sie ihm. Somit verließ sie das Rathaus wieder und machte sich auf dem Weg zum Strand.
Nach einer Weile hatte Mirai endlich den Strand erreicht. Sie ging eine Treppe hinab, die von der Strandpromenade hinab direkt zum Meer führte. Ein frischer Windzug kam vom Meer her und wehte der Blonden den Geruch von Salz in die Nase. Unwillkürlich musste Mirai niesen. Es war verdammt kalt hier! Sie konnte sich kaum vorstellen, dass sich die Haie bei dieser Kälte noch hier aufhielten, trotz dessen musste sie ja ihren Auftrag zu Ende führen. Deshalb schritt sie auch weiter durch den mit Schnee bedeckten Sand und war bald am Meer angekommen. Die junge Stellarmagierin ließ ihren Blick über das Wasser wandern, fand aber keinerlei Anhaltspunkte, die auf einen Hai hinwiesen. Das Meer war fast still, nur kleine Wellen schwappten immer wieder ans Ufer. Kurz seufzte Mirai zufrieden. Sie liebte das Meer wirklich sehr und wünschte sich, dass endlich kein Winter mehr wäre. Kälte war nämlich überhaupt nicht ihr Ding! Während Mirai in Gedanken fest hing, bemerkte sie nicht, wie aus dem Wasser urplötzlich eine Rückenflosse aufstieg. Das Grollen eines Tieres riss sie aus ihren Überlegungen. Verwirrt blickte sie sich um. Wo war das her gekommen? Dann sah sie einen riesengroßen Hai auf sich zu kommen, der einen Affenzahn drauf hatte. Okay, das Vieh ist wirklich groß!, dachte sie leicht panisch und trat ein paar Schritte zurück, in dem Glauben, dass ihr der Hai so nicht zu nahe kommen konnte. Doch leider hatte sie sich da geirrt, denn auf einmal ‚schwamm’ der Hai aus dem Wasser heraus und robbte über den Schnee bedeckten Sand. Dabei war er immer noch ziemlich schnell.
Mirais erste Reaktion war wegrennen. Völlig überrumpelt von der Erkenntnis, dass diese Dinger sich auf dem Land fortbewegen konnten, suchte sie das Weite. Zu Mirais Glück war der Hai aber langsamer als sie und so konnte sie sich ein Stück weit von ihm absetzen. Als sie der Meinung war, genug Abstand gewonnen zu haben, zog sie ihr Schwert hervor, welches an ihrem Rücken befestigt war. Der Hai hatte sie bald eingeholt und setzte zu einem Biss an. Mit einem Sprung nach rechts wich die junge Stellarmagierin aus und schlug kurz darauf mit ihrem Schwert zu. Der Hai erlitt allerdings nur eine kleine Schnittwunde auf seiner linken Gesichtshälfte, was ihn jedoch nicht weiter zu kümmern schien, da er direkt wieder auf Mirai los stürzte. Diese hielt mit ihrem Schwert gegen das den Biss des Hais und drängte ihn mit ihrer ganzen Kraft zurück, da das Ungetüm jedoch stärker war als sie, juckte es den Hai wenig. Mirai musste nachgeben und sprang einen Meter zurück. „Verdammt…“, fluchte sie leise. Dieses Ding war nicht so einfach zu besiegen, wie die Blondine anfangs vermutet hatte. Während der Hai sie immer wieder angriff und sie daraufhin immer wieder auswich, überlegte sie, wie sie dieses Ungetüm zur Strecke bringen konnte. Dann ging Mirai schließlich ein Licht auf.
Sie ließ den Hai erneut angreifen und ließ ihn ihren Arm beißen. Von dem Gewicht des Ungetüms stürzte Mirai zu Boden. Das war der Moment auf den sie gewartet hatte, denn so konnte sie näher an ihn heran. Sie stieß ihr Schwert, welches sich in ihrer freien Hand befand, mit voller Kraft in den Magen des Hais, nur um es kurz danach wieder heraus zu ziehen und nochmals zu zustechen, diesmal jedoch in der Nähe des Herzens. Der Hai ließ auf der Stelle ihren Arm los und wand sich vor Schmerzen. Zum Glück hatte er nicht so fest zu gebissen, dass der Mirais Armknochen zersplittert hätte, trotz dessen war die Wunde sehr tief. Bevor sich Mirai allerdings um ihre Wunde kümmerte, wollte sie sicher gehen, dass der Hai starb. Deshalb setzte sie einen zweiten Schlag am Herzen an. Das Ungetüm stieß plötzlich eine Art Schrei aus, der Mirais Ohren zum Klingeln brachte. Da dies kaum auszuhalten war, schlug sie ihm den Kopf ab. Das Schreien verstummte.
So, da wären es nur noch neun kleinere Haie und der Boss., dachte Mirai zufrieden, während sie sich ein Stück von ihrer schwarzen Strumpfhose abschnitt, um damit die Blutung an ihrem Arm durch einen Druckverband zu stillen. Gerade als der Verband gut saß, kam ein weiteres Grollen aus dem Wasser. Die Blondine drehte sich zum Wasser, aus dem gerade drei weitere dieser Ungetüme heraus kamen. Diese könnte sie nicht einfach so mit ihrem Schwert besiegen, da sie ja schon mit einem Hai Probleme gehabt hatte. Wie sollte sie dann mit dreien von ihnen fertig werden? Das war schlichtweg unmöglich. Genau deshalb beschloss sie einen Stellargeist zur Hilfe zu nehmen. Mirai zog ihr Schlüsselbund hervor, an dem ihre vier Torschlüssel befestigt waren. Sie griff nach einem silbernen Schlüssel und beschwor Caelum. Dieser Stellargeist sah so ähnlich aus, wie eine silberne Kugel mit einem grünen Punkt in der Mitte. Darüber schwebte ein silberner Ring. „Caelum, kümmer dich um diese zwei Haie dahinten“, wies Mirai die Kugel an, welche mit einem seltsamen Geräusch antwortete und sich kurz darauf in eine Laserkanone verwandelte. Die Blondine zog wieder ihr Schwert hervor und stürzte sich auf den Hai, der ein bisschen schneller war als die anderen beiden. Mirai hatte aus dem ersten Kampf ein bisschen Erfahrung gewonnen und wusste nun ungefähr, wie die Haie kämpften. Deshalb war es nun für sie auch ein Leichtes, den Angriffen des Ungetüms auszuweichen. Der Hai beschleunigte sich und setzte zu einem Biss an Mirais Bein an, diese wich jedoch nach links aus, sodass er nur leicht ihre Wade streifte. Trotz dessen blieben zwei tiefe Kratzer zurück, aus denen Blut hervor quoll. Die junge Stellarmagierin ignorierte den Schmerz jedoch und raste wieder auf den Hai zu. Dieser wollte gerade wieder zu beißen, als Mirai mit einer Drehbewegung auswich und dabei dem Ungetüm ins Fleisch stach. Schmerzvoll grölte es auf. Erbarmungslos stach sie weiter auf das Tier ein, bis es schließlich den gleichen Schrei ausstieß, wie der Hai zuvor. Mirai hielt sich die Ohren zu und blickte zu Caelum, der die anderen beiden Haie gerade noch bekämpfte. Inzwischen hatte er sich in eine Sichel verwandelt und schnitt den ihnen in das Fleisch, bis auch sie diese Klagelaute von sich gaben. Mirai schlug ihnen wie zuvor die Köpfe ab, damit der Schrei verstummte. Sofort blickte sie wieder zum Meer. Anscheinend wurden durch diese Klagelaute immer neue Haie gerufen, denn sie konnte erkennen, dass ein paar Rückenflossen aus dem Wasser hervor traten. Wie viele würden es diesmal sein? Kurz zählte Mirai sie sie. Es waren ganze sechs. Mit Caelum würde sie das nicht schaffen. Das wären einfach zu viele, deshalb beschloss sie einen anderen zu rufen. „Danke Caelum“, sagte sie knapp zu der silbernen Kugel, die kurz daraufhin verschwand. Da Mirai nur einen Geist rufen konnte, musste sie Caelum fort schicken, um einen anderen zu rufen.
Die Blondine rannte auf das Meer zu und holte einen goldenen Schlüssel hervor. Diesen steckte sie in das Wasser und rief: „Tor der goldenen Amphore, öffne dich! Aquarius!“ Plötzlich erschien eine Meerjungfrau mit langem hellblauem Haar. Ihre Flosse und ihre Augen trugen fast dieselbe Farbe. Leicht genervt blickte Aquarius auf Mirai herab. „Was soll die Störung!? Ich war gerade mit meinem Freund unterwegs!“, schnauzte die Meerjungfrau die Blondine an. Unwillkürlich musste Mirai seufzen. Für Stress mit Aquarius war gerade echt keine Zeit. Warum war sie auch nur immer so zickig? „Aquarius“, begann die junge Stellarmagierin in einem beruhigenden Ton, „Dahinten kommen Haie auf uns zu, siehst du? Kannst du sie bitte wegspülen?“ Die Meerjungfrau sah kurz zu den Ungetümen und dann wieder zu Mirai. Sie gab einen verächtlichen Ton von sich, sammelte aber dann in der Amphore, die sie in der Hand hielt, Wasser. Kurz darauf schoss eine riesige Flutwelle daraus, die die Haie wegspülte. „Uwaaaaah!“, entfuhr es Mirai, die ebenfalls weggespült worden war, „Wieso ich auch!?“ Schließlich war das Wasser wieder verschwunden und die Blondine stand bibbernd im Schnee. „Ich ha-hasse Kälte…“, stotterte sie und nieste unwillkürlich. „Ich gehe mich wieder mit meinem Freund amüsieren“, auf den Lippen der Meerjungfrau lag ein süffisantes Lächeln. Schließlich verschwand sie.
Mirai, die immer noch zitternd da stand, ignorierte dies. Arrogante Kuh…, dachte sie nur verächtlich. Plötzlich riss sie ein weinerlicher Klagelaut aus den Gedanken. Waren die Haie etwa jetzt erst tot? Die Blondine schluckte kurz. Jetzt kam erst der Boss der Haie… Wie stark würde der wohl sein? Gegen einen Hai an sich, war es ja schon nicht so einfach gewesen und nun auch noch der Chef von all denen… Mirai war durch die zwei Kämpfe vorher ziemlich angeschlagen und auch ihre magische Kraft war nicht mehr so hoch, da sie für die Beschwörung von Aquarius mal wieder zu viel Magie eingesetzt hatte. Kurz überlegte sie. Caelum würde sie vielleicht noch einmal beschwören können… Sie musste es einfach versuchen! Auch wenn sie nicht wusste, was jetzt auf sie zu kam, war sie sich doch einer Sache sicher: Ohne Stellargeist würde sie es nicht schaffen.
Tatsächlich klappte es. Caelum schwebte neben Mirai, als sich ein weiterer Hai aus dem Meer hervor tat. Dieser war jedoch doppelt so groß wie die anderen es gewesen waren. Außerdem schien er zusätzlich auch noch schneller zu sein. „Los, Caelum!“, wies die Blondine ihren Stellargeist an. Caelum gehorchte und verwandelte sich erneut in die Laserkanone. Der Laserstrahl der aus der Kanone traf den Hai nur seitlich, da dieser blitzschnell nach rechts ausgewichen war. Mirai traute ihren Augen nicht. Dieses Ding konnte ausweichen? Er hatte also doch mehr drauf als seine Gefährten… Sie umfasste ihr Schwert nun mit beiden Händen, obwohl dadurch ihr verwundeter Arm noch mehr schmerzte. Caelum verwandelte sich in eine Sichel und raste auf den Hai zu. Mirai rannte hinterher und stürzte sich mit ihrem Schwert auf das Ungetüm. Dieses wich immer jedem Schlag gekonnt aus und wurde nur selten mal seitlich getroffen. Langsam aber sicher gingen die Kräfte der Blondine zu neige. Wenn sie sich nicht bald was einfallen ließ, würde sie diesen Kampf verlieren. Aber da ihr patou nichts einfallen wollte, entschied sie sich, nun einfach alles auf eine Karte zu setzen. Sie wartete, bis Caelum wieder angriff und sich der Hai voll und ganz auf Caelum konzentrierte. Dann raste sie auf den Hai zu, sprang einen Meter vor ihm in die Luft und ‚flog’ somit mit ihrer Klinge auf den Hai zu. Das Ungetüm rechnete damit nicht, deshalb landete Mirais Schwert in seinem Rücken. Die Blondine zog es direkt wieder raus, um von dem Rücken zu springen. Sie setzte zu einem weiteren Schlag an, als Caelum mit einem Laserstrahl das Tier weiter verletzte. Verwirrt und geblendet von den Schmerzen wandte es sich wieder Caelum zu. Mirai konnte ihren Schlag vollenden. Dieses Spiel ging solange, bis dem Hai das Leben ausgehaucht war.
Glücklich seufzte Mirai. Endlich war dieses Ding tot! Dankbar entließ sie Caelum und machte sich dann wieder auf den Weg zum Rathaus. Dieses Mal brauchte sie allerdings länger, da sie ja verwundet worden war. Nachdem sie gemeldet hatte, dass die Haie nun tot seien, nahm sie ihre Belohnung entgegen und wurde verarztet. Schließlich schleppte sie sich tot müde zurück in das Blue Pegasus Gildenhaus.
tbc: Blue Pegasus Gildenhaus