Fairy Tail RPG
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 Jacket-Quadrat (Seegebiet)

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BeitragThema: Jacket-Quadrat (Seegebiet)   Jacket-Quadrat (Seegebiet) EmptyFr Aug 12, 2011 4:15 am

Quest: Versunkene Geheimnisse
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Es war soeben die achte Stunde angebrochen. Sintflutartige Regenschauer suchten das Jacket-Quadrat schon seit Tagen heim. Vor allem an der Küste schien der Niederschlag besonders stark zu sein. Das Seengebiet war wohl nicht von ungefähr zustande gekommen, wenn so ein Hundewetter dort nichts Außergewöhnliches war. Kaum eine Menschenseele war auf den Straßen zu erkennen. Und diejenigen, die es waren, befanden sich in Eile auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf. Der Wind peitschte einem regelrecht um die Ohren und Bäche rannen über das Kopfsteinpflaster. Das Licht der Straßenlaternen blieb aus, da sich niemand die Mühe machen wollte, diese anzuzünden. So war es dunkel unter der schwarzen Gewitterfront. Und in dieser Dunkelheit schritten zwei vermummte Gestalten beharrlich durch die überschwemmten Gassen. Die eine von ihnen war ziemlich groß, die andere maß nicht einmal die Hälfte davon. Lange Kapuzenmäntel, die ihren Zweck, vor dem Regen zu schützen, phänomenal verfehlt hatten, verbargen jegliche weiteren Hinweise auf das äußere Erscheinungsbild der vermeintlichen Reisenden. Wenigstens dazu waren sie von Nutzen.
Während die Fremden um eine weitere Hausecke bogen und sich die Hauptstraße vor ihnen ausstreckte, begann der kleinere der beiden plötzlich zu miauen. "Nya~! Ren, meine Pfoten machen das nicht länger mit!" Die große Gestalt ging einfach weiter, sodass die kleine folgen musste, und lies eine Männerstimme erklingen: "Wir sind gleich da." "Nya~! Das sagst du bereits seid einer Stunde! Wie kann dich das bloß so kalt lassen?" quengelte das Wesen, was man ruhigen Gewissens als solches bezeichnen konnte, da nun sogar ein blaupelziger Schwanz unter seinem Mantel hervorlugte. "Ich bin ein Drache," antwortete der Mann bestimmt. Der andere nahm seine Kapuze ab und entblößte den Kopf eines Katers. Er hatte ein Mondgesicht, lange Ohren und Schlitzaugen und war komplett mit einem kurzen blauen Pelz überzogen, welcher nun, genau wie seine Schnurrhaare, klatschnass an ihm herunterhing. "Du bist eher ein Holzkopf! Wieso erlaubst du mir nicht, ein Stück zu fliegen?" schimpfte der Kater weiter, während er zitternd hinter seinem ignoranten Kameraden hertrottete. "Zu auffällig," brummte dieser. "Dann trag mich!" verlangte das Katzenwesen, sprang auf seinen Gefährten los und klammerte sich an dessen Schulter fest. Ren blieb stehen. "Nepomuk," sagte er nur drohend. "Nya~, schon verstanden," nörgelte dieser und lies los. Das Duo setzte sich wieder in Bewegung und keiner sagte mehr ein Wort, solange bis Ren letztendlich, nach etwa zehn Minuten, an einer kleinen Kaschemme Halt machte und, als er sich sicher war, am richtigen Ort zu sein, durch die alte Tür trat, dicht gefolgt von Nepomuk.
Drinnen war es düster. Dumpfes Licht ging von den wenigen Kerzen und Öllampen aus, die in der niedrigen Gaststätte verteilt waren. Der Wirt hinter dem Tresen schien keine Notiz von den Fremden zu nehmen. Die Gäste saßen ausschließlich an den Ecktischen in kleinen Gruppen zusammen und sahen wenig vertrauenerweckend aus, wie sie ihr karges Mahl zu sich nahmen und flüsterten. Doch die Neuankömmlinge interessierten sich ohnehin nicht für sie. Sie wurden bereits erwartet. In einer Nische im hinteren Teil des Raumes saß ein großer Mann in einem dunklen Mantel, unter dessen Kapuze ein funkelndes Augenpaar aufblitzte. Der Mann nickte ihnen zu und bedeutete ihnen, näher zu kommen. Ren nahm seinen Überwurf ab, wodurch sowohl sein Gesicht als auch seine zerschlissene Kleidung erstmals zum Vorschein kamen. Sein langes, silbernes Haar, welches ihm sonst ungebändigt vom Kopf abstand, reichte ihm nass nun fast bis zum Kinn. Seine Augen leuchteten durch die Schatten der Taverne hindurch. Mit langsamem aber festem Fuß ging er auf den Tisch des Mannes zu und blieb schließlich kurz davor stehen. Nepomuk, der zunächst furchtsam seine Umgebung im Auge behalten hatte, schloss nun hastig zu Ren auf. "'Silver Wolf'?" fragte Ren knapp. Der andere grinste, während er seinerseits die Kapuze vom Kopf streifte, und bestätigte: "In der Tat… 'Basilisk', nehme ich an." Dieser nickte und setzte sich, auf eine Geste seines Gegenübers hin, auf den Stuhl vor sich.
Silver Wolf war ein großer, breitschultriger Kerl mit einem Stiernacken, worum sich eine Art Ring oder Halsband schloss, und kantigem Kopf. Seine Haut wirkte ledern, sobald er mit seinem breiten Grinsen die blanken Zähne zeigte oder die dunklen Brauen verzog. Sein kurz geschorenes Haar war struppig und farblos. Oberhalb der wachsamen Augen zierte eine geschwungene Tätowierung seine Stirn. Während Ren ihn musterte, fing der Kontaktmann zu sprechen an: "Kommen wir direkt zum Wesentlichen. Euer Zuständigkeitsbereich, das Jacket-Quadrat, beginnt drei Meilen vor der Küste. Lasst Euch nicht von dieser Entfernung täuschen. Es wimmelt dort nur so von Riffen und Felsmassiven. Diese sind nämlich die Ursache für den kürzlichen Schiffbruch eines Regierungsfrachters, welcher Euer Zielobjekt sein soll. In diesem Areal befindet sich weiterhin das Hauptquartier einer Gilde. Ihr Name lautet 'Mammoth Task' und sie achtet die Vorschriften des Rates ebenso wenig wie wir es tun. Und da bereits eine Untersuchungskommission vom Rat zum Unfallort gesandt wurde, hält sie sich vorerst bedeckt anstatt sich des Schiffes anzunehmen, um nicht aufzufallen. Wir haben schon lange ein Abkommen mit Mammoth Task. Aber um genau zu sein, schulden sie uns noch was. Sie sehen die derzeitige Situation als Gelegenheit, uns auszuzahlen. Denn alles, was sich auf deren Territorium befindet, ist auch deren Eigentum. Nun sollen wir uns nehmen, was uns zusteht." Silver führte den Becher, der vor ihm auf dem Tisch stand, an die Lippen, leerte ihn in einem Zug und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. Dann fuhr er fort: "Eure Aufgabe ist es, den Frachter zu finden, sich an Bord zu begeben und alles, was Euch von Wert zu sein scheint, an Euch zu nehmen. Da über den Verbleib der Besatzung nichts weiter bekannt ist, wäre es wohl angemessen, sich im Verborgenen zu bewegen. Mögliche Zeugen müssen beseitigt werden. Solltet Ihr, aus welchen Gründen auch immer, auf Mitglieder von Mammoth Task treffen, vermeidet jede Auseinandersetzung. Nennt mich als Euren Auftraggeber um Euch auszuweisen. Euer Boot liegt im Hafen. Ich werde hier bis morgen auf Euch warten. Noch irgendwelche Fragen?" Ren erhob sich wortlos und machte auf dem Absatz kehrt. Silver grinste breit. "Genau so hatte ich mir das vorgestellt."

Draußen auf der Straße zogen sich Ren und Nepomuk wieder die Mäntel über die Köpfe und machten sich sogleich auf den Weg zum Hafen. Dieser war nicht allzu schwer zu finden. Die Küste lag noch etwa dreißig Meter unterhalb der Stadt. Man musste also lediglich die Treppen, welche dann und wann und hier und da in den Gassen auftauchten, hinunter steigen. Nach kurzer Zeit breiteten sich schon die Wassermassen vor ihnen aus. Hohe Wellen brandeten gegen die Kaimauer und brachten die wenigen Schiffe und Boote, die dort vor Anker lagen oder an den Pollern vertäut waren, zum schwanken. "Und welches davon ist unseres?" fragte der Kater - mit Recht, denn es war ja schließlich die Rede von nur einem Boot gewesen. Ren ging bis zu der schweren Eisenkette, welche, als Absperrung gedacht, entlang des Ufers gespannt worden war, und sah sich um. Kurz darauf ging er eine weitere kleine Treppe, die unmittelbar ins Wasser führen musste, hinab und betrat den dazugehörigen Holzsteg, an dessen Ende eine regelrechte Nussschale von einem Boot festgebunden war. "Muk!" rief er und der Kater folgte. "Was?! Wie kommst du darauf, dass ausgerechnet das unser Boot sein soll?" wollt er wissen, als er sah, was Ren vorhatte. "Ganz einfach… Es ist das mickrigste von allen," antwortete dieser und sprang in den Kahn. "Nya~! Nicht zu fassen! Du ziehst los, ein Schiff zu plündern! Was macht es da für einen Unterschied, ob du dir noch ein zweites unter den Nagel reißt?" warf ihm Nepomuk an den Kopf, immer noch nicht willig, sich in den Bretterverschlag zu begeben. "Die Ruder liegen drin… Steig ein," forderte der junge Mann seinen tierischen Begleiter auf. Muk sah ein, dass es wie immer keinen Sinn hatte, mit dem Drachentöter zu diskutieren und landete schließlich mit einem gequälten "Nya~, also gut!" und einem plumpen Satz vor Rens Füßen, wo er sich unter seinem Umhang zusammenkauerte. Ren löste das Tau und holte es ins Boot, nahm die Ruder in die Hand und begann, gegen die Wellen anzukämpfen.
Nach etwa zehn Minuten hatten sie bereits soviel Abstand zum Hafen gewonnen, dass sie der Wellengang nicht länger zurückdrängte. Doch Wind und Regen hatten keineswegs nachgelassen, sodass die Chancen für den kleinen Kahn noch immer schlecht standen. Die beiden Passagiere konnten nur hoffen, dass er wenigstens die Hinfahrt in einem Stück überstand. Trotz allem, und das war auch besser so, zeigten sich keine Blitze am Himmel. Mit ein wenig Glück zog das Gewitter vielleicht weiter. Eine solche Atempause hätte Ren gut vertragen können, da er nicht wusste, wie groß das Jacket-Quadrat nun genau war, und folglich auch nicht, wie lange sie noch nach dem Schiffswrack suchen würden, wenn sie sich erst einmal dort befanden. Doch besah man das Wetter von der anderen Seite, so war es auch gut möglich, dass die Magier der Untersuchungskommission vom Rat ähnliche Schwierigkeiten hatten. Es war mittlerweile sehr offensichtlich, weshalb Silver Wolf eine solche Aufgabe einem Außenstehenden übergeben hatte. Das Risiko der Gefangennahme eines der Gildenmitglieder durch den Rat war einfach zu groß gewesen. Sollte Ren mit dem Rat in einen Konflikt geraten, so war das für die Gilde nicht weiter von Bedeutung und den Aufwand einer Befreiungsaktion wäre er erst recht nicht wert. Schließlich gehörte er der Gilde noch längst nicht an. Den Auftrag als Aufnahmeprüfung zu bezeichnen, war vielmehr ein schlechter Witz. Ren bezweifelte ernsthaft, dass Silver sein Wort halten und ihn zur Gilde bringen würde. Allerdings hätte er in diesem Fall noch immer die Beute als Druckmittel bei sich. Seine Bezahlung würde er auf jeden Fall erhalten. So viel stand fest.
Während er so ruderte und seine Gedanken schweifen ließ, fiel ihm auf, dass Nepomuk schon lange nichts mehr von sich hatte hören lassen, was eigentlich recht ungewöhnlich war. Sanft stieß er das dicke, in den Mantel gehüllte Fellknäuel mit dem Fuß an, bis das schmale Augenpaar des Katzenwesens unter dem Stoff hervorlugte. "Sind wir endlich da?" beschwerte es sich. Der Mann warf einen Blick über die Schulter und schüttelte dann den Kopf. "Dann lass mir wenigstens die Chance, zu vergessen, wo ich gerade bin… und sag mir erst bescheid, wenn wir angekommen sind," schnauzte Muk und verkroch sich wieder in dem Umhang, wo er weiter vor sich hin zitterte, schluchzte und zu vergessen versuchte. Ren lächelte und legte einen Zahn zu. Weit sollte es nicht mehr sein. Die schroffen Felsnadeln, von denen der Informant zuvor gesprochen hatte, waren bereits zu erkennen. Ren versuchte, sich vorzustellen, um was für eine Art von Gildensitz es sich in solch einer Umgebung handeln konnte. Er sah, neben den Felsmassiven, weit und breit nur Wasser. Da war kein Platz für ein Gebäude oder Ähnliches. Doch vermutlich war auch hier wieder Magie mit im Spiel. Dunkle Gilden wollten nun einmal nicht entdeckt werden und Mammoth Task stellte da sicher keine Ausnahme dar. Nichts desto trotz hatte er keine Lust, dass sich diese Gilde in seinen Auftrag einmischte. Wer ihm keine Hilfe war, sollte ihm aus dem Weg gehen.
Als die Felsen irgendwann so zahlreich und so dicht wurden, dass Ren das Boot um sie herum und zwischen ihnen hindurch manövrieren musste, wurde er auf etwas aufmerksam. Es handelte sich um die Silhouette eines Schiffes, welches allem Anschein nach zwischen die Felsen getrieben worden war. Ob es tatsächlich ein Unfall gewesen war, konnte man nicht sagen. Es hätte ebenso gut jemand nachgeholfen haben können. Auch war nicht klar, ob dieses Schiffswrack nun wirklich das richtige war. Es hatte ja bekanntlich mehrere solcher Fälle gegeben. Wie dem auch war, Ren wollte die Sache schnell und effizient hinter sich bringen. Er trat ein weiteres Mal nach dem durchnässten Bündel zu seinen Füßen, was diesem ein genervtes Fauchen entlockte, und machte sich daran, zwei Seiten der Nussschale an den spitzen Felsen festzubinden. "Muk... Wir müssen fliegen," sagte er zu dem Kater, welcher sich inzwischen aufgerappelt hatte. "Nichts lieber als das!" triumphierte Nepomuk, der endlich die Gelegenheit bekam, das zu tun, was er am besten konnte, und ließ ein Paar weißer Flügel an seinen Schultern erscheinen, mit denen er sogleich vom Boden abhob. Der Regen schien ihm mit einem Mal nichts mehr auszumachen. Grinsend griff er seinem Freund unter die Arme. "Und auf geht's! Nya~!" rief er und die beiden erhoben sich in die Lüfte.

Es waren in etwa hundert Meter bis zum Schiffswrack – hundert Meter, auf denen Ren und Muk bis auf die Haut durchnässt wurden. Der Wind blies ihnen den Regen ins Gesicht und der fliegende Kater hatte Schwierigkeiten, die Richtung zu halten. Als sie näher kamen, konnte Ren noch ein anderes Schiff erkennen, welches in einiger Entfernung vor Anker lag. Es war kleiner als das Wrack und wirkte unbeschädigt – möglicherweise das Transportmittel der Kommission. "Muk! Ich glaube, wir sind nicht die ersten hier!" teilte er seinem Chauffeur über den Wind hinweg mit und deutete mit dem Finger auf seine Entdeckung. Die beiden waren nun nah genug, um zu landen. Nepomuk lies seinen Passagier Fuß fassen und fiel, nachdem er seine Flügel wieder hatte verschwinden lassen, selbst auf das Deck des Schiffes. Ren zog ihn sofort mit sich, als er sich mit dem Rücken an die Wand der Kabinen drückte, und zischte: "Von jetzt an hältst du den Mund und bleibst ruhig. Wir werden das hier schnell hinter uns bringen und dann genauso schnell wieder verschwinden." Der Kater salutierte grinsend, woraufhin sich die beiden in Richtung Bug bewegten. Dieser war auf ein Riff gelaufen, das Heck dagegen im Wasser geblieben. Es ging daher also mehr oder weniger bergauf. Ren und Muk, stets darauf bedacht, sich im Schatten zu halten und möglichst keine Geräusche von sich zu geben, schlichen nun um die Vorderfront zur Eingangstür, welche unter Deck führte. Dort hielt sich noch niemand (oder niemand mehr) auf – die Gelegenheit, das Innere des Schiffes unbemerkt zu betreten.
Drinnen war es zunächst einmal windstill und trocken, aber leider auch ebenso dunkel. Der Korridor, welcher sich vor den beiden auftat, wies sofort an die zehn Türen auf. Ob es sich dabei um Kabinen der Passiere handelte, lies sich noch nicht genau sagen. Die Türen waren zumindest verschlossen und Ren hatte keine Lust, so früh schon Spuren zu hinterlassen. Sein Geruchssinn sagte ihm, dass, sollten noch Leute an Bord sein, sie sich woanders auf dem Schiff aufhalten mussten. Die Spur führte den Flur entlang zu der großen Tür am Ende des Ganges. Nepomuk bekam von seinem Freund ein Zeichen, die Ohren auf zu sperren, was dieser auch sogleich tat und den pelzigen Kopf an das Holz legte, um zu lauschen. Nach einigen Sekunden schüttelte er den Kopf und Ren riskierte einen Versuch. Die Tür war nicht verschlossen. Ein Spalt genügte für einen kurzen Blick. Der Bereich dahinter schien eine Art Treppenhaus zu sein. Die Stufen zogen sich an zwei Stellen nach unten und an einer nach oben. Der junge Mann ging hindurch und eine der Treppen hinunter. Muk folgte ihm mit einigem Abstand, um ihm den Rücken zu decken und ihn vor eventuellen Überraschungen warnen zu können. Auf dem folgenden Korridor lagen eindeutig die Kabinen der Gäste. Sie standen offen, sodass man die Innenausstattung gleich erkennen konnte. Allerdings waren sie restlos geräumt worden. Offenbar hatte hier eine komplette Evakuierung stattgefunden. Nachdem die beiden Diebe jedes Zimmer inspiziert hatten, nahmen sie sich den parallelen Gang auf dieselbe Weise vor – abermals ohne Erfolg. Ren konnte nur hoffen, dass die Passagiere (und mit ihnen all die Wertsachen) immer noch an Bord waren. Mit dem Gedanken stieg er nun die Treppe in das obere Geschoss hinauf.
Jener Flur war verwinkelt und nur wenige Türen befanden sich dort. Dazu war er mit über drei Metern Höhe wesentlich größer als die vorherigen Gänge und knapp unter der Decke verliefen Rohrleitungen. Wahrscheinlich ging von hier die Energieversorgung aus, dachte Ren. Und just in diesem Moment vernahm der Drachentöter das Geräusch von Schritten. Doch Nepomuk reagierte noch vor ihm, indem er seine 'Aera'-Magie wirkte und, mit Ren fest im Griff, empor flog. Sie verharrten in einer der oberen, dunklen Ecken des Ganges, wo Ren zwischen den Rohren Halt fand und seinen fliegenden Freund ein wenig entlasten konnte. Sowohl die Schritte als auch eine Lichtquelle, die sie begleitete, kamen immer näher, bis die Person, auf die von beidem schließen ließ, um die Ecke bog. Es handelte sich um eine junge Frau in einer Robe mit dem Kreuz des magischen Rates auf Brust und Rücken. Sie war ohne jeden Zweifel ein Mitglied der Ermittlungseinheit. Das Licht war anscheinend magischer Herkunft. Denn es ging von ihrer Hand aus, welche sie vor sich über den Boden hielt. Auf diese Weise blieb das Duo in seiner Position auch unbemerkt – zum Übel der Frau. Ren und Muk waren ein eingespieltes Team. Innerhalb von Sekunden hatten sie die Situation und ihre Möglichkeiten eingeschätzt und setzten ihre Gedanken in die Tat um. Kaum war die Magierin an ihnen vorbei, ließ Nepomuk seinen Freund zu Boden, woraufhin dieser der Frau von hinten einen Arm um den Körper legte, um die ihren zu blockieren, und ihr die freie Hand auf den Mund presste. "Erstarre," flüsterte Ren mit ausdrucksloser Miene. Sowohl ihr gedämpfter Schrei als auch ihr Versuch, sich zur Wehr zu setzen, wurde von dem Blitzeis, welches von Rens Händen strömte, vollends erstickt [Griff des Eisdrachen]. Letztendlich war sie, von der Hüfte aufwärts komplett in Eis gehüllt, zu weiteren Handlungen nicht mehr in Lage. Ren öffnete eine der Türen, welche in eine Art Abstellkammer führte, und schaffte die Eisskulptur hinein. Es würde eine Weile dauern, bis sie sich wieder bewegen oder überhaupt erst klar denken konnte. Und hier würde sie niemand finden. Die Aktion war zwar grob gewesen, hatte ihnen jedoch etwas Zeit und Sicherheit verschafft. "Weiter," sagte Ren und huschte den Flur entlang. An der nächsten Tür hielten die beiden inne. Wiederholt lauschte Muk in den Raum dahinter und nickte dann hastig. Es befanden sich also Menschen darin. Bloß war nicht sicher, ob es sich dabei um weitere Magier oder einfache Passagiere handelte. Den Raum zu stürmen, könnte fatale Folgen haben. Immerhin waren die Leute dort drinnen in der Überzahl. Selbst wenn nur ein einziger Magier unter ihnen war, wäre das Risiko zu groß. Die beiden Einbrecher mussten sich etwas einfallen lassen, womit sie die Leute hinter der Tür überraschen und im Anschluss überwältigen konnten.

Unglücklicherweise fehlte an dieser Stelle schlicht und einfach die nötige Zeit um noch lange zu fackeln. Risiko hin oder her, Ren würde es auf seine Weise minimieren. Er fand, dass sie sich nun lange genug im Dunkeln gehalten hatten. Ein verheißungsvoller, glühender Blick zu Nepomuk reichte völlig aus, um diesem klar zu machen, was der Drachentöter vorhatte, aber vor allem, dass er nicht davon abzubringen war. Dem Kater standen die Haare zu Berge und er schüttelte bloß immer wieder den kugeligen Kopf. Der junge Mann grinste, bevor er die Tür aufstieß, innerhalb eines Augenblicks den Raum mitsamt seiner Insassen und Einrichtung ausleuchtete, und unmittelbar darauf das Feuer eröffnete. Seine Hände formten einen Trichter vor den Lippen und ein magischer Zirkel flimmerte vor ihnen auf [Gebrüll des Eisdrachen]. Ren blies seinen gewaltigen Eisodem durch den ganzen Raum. Schreie wurden erst laut, dann immer leiser. Bunt leuchtende, magische Projektile anderer Magier schossen flüchtig und ziellos in Wände und Decke. Nach ein paar Sekunden war das Chaos auch schon wieder vorbei und alles, was zurückgeblieben war, befand sich unter einer glitzernden Schicht aus Eis.
In dem halbdunklen Zimmer schätzte Ren die Anzahl der Personen auf etwa dreißig. Wie sich gezeigt hatte, standen sie tatsächlich unter dem Schutz der Ermittlungseinheit des Rates. Es war nun höchste Zeit, sich dieser gefrorenen Magier anzunehmen. Denn man konnte nicht wissen, ob sie nach dem Schockfrost nicht doch noch zu irgendeiner Handlung fähig waren, oder noch schlimmer, schon frühzeitig Gegenmaßnahmen getroffen hatten. "Muk!" rief Ren, "Hilf mir, die Magier unter ihnen zu finden. Du kennst die Uniformen ja jetzt." Nepomuk, von dem man bisher nur das Gesicht hinter der Tür hervorgucken sah, kam schnell dahinter hervor und flog den Raum ab, wobei er jede Person musterte. Der Basilisk sah indessen, wie sich manch ein Passagier bereits wieder aus seiner Starre gelöst hatte und bewusstlos zu Boden stürzte. Auch er begab sich eilig daran, seine Widersacher ausfindig zu machen. "Hier drüben ist einer!" rief Muk aus einer Ecke des Raumes. Eine Sekunde später war Ren bei ihm und hielt den keuchenden Zauberer am Kragen fest. "Der ist so gut wie erledigt. Fesseln, knebeln und über Bord werfen," befahl er. Muk salutierte und schwang sich mit dem Verletzten in die Luft. Kurz darauf hatte Ren zwei weitere Roben des Trupps entdeckt und entledigte sich der Augenzeugentauglichkeit der beiden mit 'schlagkräftigen Argumenten'. Daraufhin zog er seinen Mantel aus, faltete diesen zu einem Bündel und machte sich daran, die Gäste zu filzen und ihrer Wertsachen zu berauben. Darunter befanden sich neben Bargeld und Schmuck auch Bücher und andere Dokumente, Uhren und teilweise sogar Waffen. Wer ein Lebenszeichen von sich gab wurde sogleich wieder auf die nötige Temperatur herunter gekühlt. Ren war ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Dabei hatte die ganze Aktion nicht einmal zehn Minuten gedauert. Dennoch konnten die wenigen Magier, welche er ausgeschaltet hatte, nur einen Spähtrupp dargestallt haben. Der junge Mann vermutete, dass sich der andere Teil noch auf dem Schiff befand, das sie bei ihrer Ankunft von Weitem aus gesehen hatten. Sie mussten schleunigst von hier verschwinden, bevor jene Verstärkung eintraf. Und just bei diesem Gedanken sauste Muk zurück in den Raum und ruderte mit den dünnen Armen in der Luft. "Nya~! Wir müssen abhauen! Da kommen Leute!" quiekte er. "Haben sie dich gesehen?" hakte Ren nach. Muk schüttelte hastig den Kopf, woraufhin ihn der andere an der Pfote packte und mit ihm zur Hintertür des Raumes sprang. "Hier entlang!" meinte er. "Es wird doch wohl noch einen anderen Weg hier heraus geben." An einer Hand die Beute und an der anderen seinen Kumpel hetzte der Drachentöter durch den Korridor hinter der Tür. Zu beiden Seiten des Ganges lagen weitere Zimmer, deren Türen er im Vorbeirennen aufzustoßen versuchte - ohne Erfolg. Wenn sie bloß ein Fenster finden konnten, wären sie in Nullkommanichts draußen bei ihrem Boot.
Hinter einer Ecke endete der Flur schließlich. Eine letzte Tür befand sich direkt vor ihnen. Ren trat sie ein und sogleich blies ihm wieder der Wind den Regen ins Gesicht. Sie befanden sich auf einem schmalen, mit einem Geländer versehenen Vorsprung in Richtung Heck des Schiffes. Es war eine Art Balkon unter freiem Himmel - mit anderen Worten ihre Startbahn für den Flug. Muk zauberte unaufgefordert seine Flügel herbei und die beiden hoben ab. Dabei schien der Kater so sehr darauf erpicht zu sein, diesen Ort und die Gefahr hinter sich zu lassen, dass er nicht einmal die Zeit fand, sich über die zusätzliche Last des Diebesguts zu beschweren. Vielleicht bemerkte er sie vor lauter Aufregung auch einfach nicht. Sie steuerten nun geradewegs auf ihr Ruderboot zu. Als Ren einen Blick über die Schulter warf, konnte er noch schemenhaft die Gestalten erkennen, die mit dem magischen Licht ihrer Hände über das Deck leuchteten. Sie waren nur leider zu spät dran, um noch irgendetwas herausfinden zu können.

Bei ihrem Boot angekommen, löste Ren die Stricke, mit denen er es zuvor an den Felsen vertäut hatte, und stieß sich von diesen ab. Nepomuk half ihm, so gut es eben ging. Als sie den Kahn wieder befreit und zwischen den Riffen hindurchgeschubst hatten, ergriff Ren die Ruder und legte sich ins Zeug. Der Kater kauerte sich wie gewohnt vor seinen Füßen zusammen und passte auf das Bündel mit dem erbeuteten Schatz auf. "Wir sollten Piraten werden," schlug er vor und grinste wie der Sichelmond. Auch Ren musste lächeln. Die ganze Sache war tatsächlich einwandfrei verlaufen. Und so kam ihnen der Rückweg auch deutlich kürzer vor als der Hinweg. Schon sehr bald war der Hafen wieder in Sichtweite. Noch immer unter dem dichten, schwarzen Gewitterhimmel begraben, schlummerte die kleine Stadt vor sich hin. Auf den letzten zwanzig Metern zog Ren die Paddel aus dem Wasser und holte sie ins Boot. Dann lehnte er sich zurück und ließ es von der Brandung auf den Wellen bis zu den Docks treiben. An ihrer Anlegestelle angekommen, befestigte er die Nussschale an dem dafür vorgesehenen Pfahl und stieg aus. Muk nahm die Beute und flog neben ihm her, während sie sich zu der Treppe am Ende des Stegs begaben. Kein Sturm und kein Regen vermochte ihnen nun die Laune zu verderben. Entschlossen machten sie sich an den langen Aufstieg - Nepomuk brauchte natürlich bloß zu fliegen.
In relativ kurzer Zeit fanden sie die Gaststätte, in der sie sich wenige Stunden zuvor aufgehalten hatten, wieder und traten ein. Es war noch immer jemand zu Gast. Doch dieses Mal handelte es sich lediglich um zwei ältere Männer in triefend nassen Mänteln, welche an der Theke saßen, hinter welcher der Wirt des Hauses stand und saubermachte. Alle anderen waren wohl schon längst gegangen oder hatten sich eine Etage höher zu den Schlafräumen begeben. Ren ging quer durch die Taverne auf den Tresen zu und setzte sich auf einen der Barhocker. Muk folgte ihm mit dem Bündel in den Pfoten und setzte sich zu seinen Füßen auf den Boden, wobei er sich mit dem Rücken an den Stuhl anlehnte. Der junge Mann lehnte sich nach vorne und richtete das Wort an den Hausherrn: "Sagen Sie, ist Silver Wolf noch hier anzutreffen?" Der bärtige Kerl vor ihm blickte auf ohne von seiner Tätigkeit abzulassen. "Wen willst du hier treffen?" fragte er wie beiläufig. "Silver Wolf," wiederholte Ren, "will ich hier treffen. Der Mann war heute Abend einer Ihrer Gäste." Sein Gegenüber schütelte den Kopf. "Ich erinnere mich nicht an jedes Gesicht, das durch diese Tür spaziert," brummte er. "Ein großer Kerl, etwa Ende dreißig, kantiges Gesicht, tiefe Stimme, kurzes Haar unter einer Kapuze. Kommen Sie, Mann," versuchte ihm der andere auf die Sprünge zu helfen. Doch dieser ließ sich offenbar nicht helfen. Er schüttelte nur wiederholt den Kopf und meinte: "Tut mir Leid. Ich fürchte, ich kann dir nichts dazu sagen. Frag woanders nach." Ren stand auf, packte seinen Partner und die Beute und verschwand aus der Taverne. "Das war wohl nichts, nya~," kommentierte Muk zu allem Überfluss. Sein Freund warf ihm von oben herab einen giftigen Blck zu, woraufhin der Kater in betroffenes Schweigen versank. Ren sah sich um. Die beiden standen vor dem Gebäude im Regen und wussten nicht, wohin sie als nächstes gehen sollten. Nun waren sie zwar im Besitz des vielen Geldes, hatten jedoch keine Verwendung dafür. Wahrhaftig waren sie bisher immer ohne viel Geld ausgekommen. Das würde sich auch jetzt sicherlich nicht ändern. Außerdem hatte der Magier den Auftrag ja nicht nur der Bezahlung wegen angenommen, sondern vielmehr deswegen, weil ihm ein Platz in einer Gilde angeboten worden war.
Und während er noch so da stand, in den Regen starrte und keinen Entschluss zu fassen bekam, fiel ihm etwas ins Auge. Mitten auf der gegenüberliegenden Straße stand plötzlich eine vermummte Gestalt in einem langen Mantel. Hinter ihr kam eine Art Kutsche gerade zum Stehen. Die Silhouette hob langsam einen Arm und winkte die beiden zu sich herüber. Unter seiner Kapuze funkelten die Augen auf. "Silver Wolf," flüsterte Ren und lief los. Nepomuk folgte ihm. "Ich war so frei, euch eine Mitfahrgelegenheit zu verschaffen," sagte die Figur, während sie ihre Kapuze abnahm. "Mitglieder unserer Gilde sollten mit Stil umherreisen können." Das bereits bekannte, gefräßige Grinsen von Silver Wolf machte sich auf seinem Gesicht breit. Ren überreichte ihm das Bündel, doch Silver hob die Hand und öffnete zuerst die Tür zur Kutsche. "Bitte. Dazu begeben wir uns doch besser ins Trockene." Der Kater sah zu seinem Freund empor. Dieser nickte ihm zu, sodass Muk allen voran in den Wagen sprang. Ren stieg ebenfalls ein, gefolgt von Silver. Drinnen klatschte Letzterer zweimal in die Hände und die Kutsche setzte sich ohne Zugpferde scheinbar allein in Bewegung. Für die beiden Gäste war das außergewöhnlich. Auf ihre erstaunten Blicke hin musste der Andere lachen. "Magie," erklärte er schließlich. "Lady Murasame ist eine äußerst mächtige Zauberin, müsst ihr wissen." Er grinste. Dann fügte er hinzu: "Nun zeig mir, was uns Mammoth Task überlassen hat." Ren stellte den Sack auf den Boden und deckte ihn auf. Es war wirklich nicht wenig und Silver schien das zu erkennen. "Sehr gut," sagte er. "Ihr tatet alles andere, als mit leeren Händen zurückzukommen. Und aufgefallen seid ihr ebenso wenig." Die beiden warfen zunächst sich selbst, dann Silver fragende Blicke zu. "Wie ich das wissen kann, fragt ihr euch? Ihr habt euch im Hoheitsgebiet einer dunklen Gilde aufgehalten. Ich denke, da liegt es auf der Hand, dass jede eurer Bewegungen überwacht wurde. Was habt ihr erwartet? ... Nur keine Sorge! Ihr habt alles richtig gemacht. Ich wurde sogar um euch beneidet!" Er brach in rauhes Gelächter aus. "Lady Murasame wird sehr zufrieden sein." Er lehnte sich zurück und überlegte eine Weile, in der keiner der drei etwas sagte. Schließlich brach Silver das Schweigen: "Nun... Wie sieht's aus? Hat der berüchtigte 'Basilisk' auch einen richtigen Namen?" "Ich heiße Ren... Ren Paokai," antwortete dieser und wies dann herüber zu seinem Freund. "Und das ist Nepomuk," fügte er hinzu. Silver grinste wieder einmal, beugte sich nach vorne und reichte ihnen die Hand. "Owen Silver. Freut mich sehr."

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