[tbf: Lamai Scale Gildenhaus]
Ein kühler Wind wehte über das herbstliche Hochland. Mit stetigen Schritt wanderte Garasu den sanft ansteigenden Hügel hinauf. "Kann nicht mehr weit sein", murmelte der Glasmagier vor sich hin. Noch einmal schaute er auf den Auftragszettel in seiner Hand: Banditen terrorisierten ein Dorf, würden die Leute von ein paar alten Ruinen fernhalten - nicht weiter verwunderlich.
Das Interessante an dem Auftrag war, dass seit Erscheinen der Banditen der Mond in der Gegend blau leuchtete.
Garasu starrte hinauf in den Himmel. Am klaren Firmament strahlte inmitten der Sterne das silbrig-weiße Licht des Mondes. "Ist wahrscheinlich alles Quatsch.", sagte Gara zu sich selbst, während er weiter den Weg entlang marschierte. "Das hat sich wahrscheinlich nur irgendjemand ausgedacht, damit der Auftrag spannender kli-"
Plötzlich blieb Gara stehen. Gerade als er an einem alten Stein vorbeiging hatte sich der Mond blau verfärbt.
Vorsichtig ging Gara noch einmal ein paar Schritte zurück - zack, da war der Mond wieder weiß.
Er ging wieder an dem Stein vorbei. Jetzt leuchtete der Mond wieder blau.
Noch mal trat er zurück. Weiß.
Und als er wieder vortrat blau.
Weiß.
Blau.
Weiß.
Blau.
Weiß.
Blau.
Weiß.
Blau.
So kriegt man seine 1200 Wörter auch voll.
Garasu kratzte sich am Kopf, während er ungläubig in den Himmel starrte. Vielleicht war die Sache doch eine Nummer zu groß für ihn... aber aus irgendeinem Grund wurde der Auftrag als C-Rang eingestuft, also konnte er nicht so gefährlich sein. Leicht verwirrt ging Garasu weiter , seinen Blick stets nach oben gerichtet. "Ich frage mich worum es dann bei S-Rang-Missionen geht", sagte er zu sich selbst, während das Dorf am Horizont auftauchte. "Wird dann die Sonne schwarz und die Flüsse füllen sich mit Blut?"
Das Dorf war ein kleiner, beschaulicher Ort im Hochland. Da es mitten in der Nacht war traf Garasu kaum noch jemand auf den Straßen, doch eine Gruppe halbbetrunkener Männer konnte ihm den Weg zum Dorfvorsteher weisen. "Aqua Lilia", las er laut vom Zettel. "Klingt nach einem Frauennamen. Hoffentlich ist sie eine scharfe Braut, oder zumindest `ne süße Schnecke. Notfalls würd mich sonst auch mit einem hübschen Ding zufrieden geben - man ist ja nicht wählerisch."
Das erwies sich auch als praktisch, denn es stellte sich heraus, dass die Dorfvorsteherin grob geschätzt fünfmal so alt war wie Garasu.
Ich sollte in Zukunft meine Vorfreude dämpfen, wenn der Klient einen Frauennamen trägt... Die Frau war klein, ihre Harre schneeweiß, dass Gesicht so faltig, dass man die Augen nicht sehen konnte, und sie stützte sich auf einen knorrigen Stock. Aus irgendeinem Grund stand sie zu dieser späten Stunde vor ihrer Hütte herum. "Entschuldigen sie meine Dame", sprach Gara sie an. "Aber sind sie die Dorfälteste?"
Keine Antwort - anscheinend war sie schwerhörig.
"Hallo?", rief er mit etwas lauterer Stimme. "Hören sie mich?"
Immer noch keine Antwort.
"HEY OMA!", schrie er ihr jetzt direkt ins Ohr.
Sie reagierte immer noch nicht.
Plötzlich pustete die Frau eine kleine Schnodderblase aus ihrer Nase, und Gara konnte ein sanftes Schnarchen hören.
"Die schläft nicht echt im Stehen, oder?!" Gerade als Gara das gestöhnt hatte platzte die Blase, und die Frau schreckte ein wenig hoch.
" Hä? Was? Wer ist da?" Verdattert guckte sich die Frau mit ihren geschlossen wirkenden Augen um. Gara räusperte sich.
"Entschuldigen sie", begann er noch mal von vorne "Mein Name ist Amaguna Garasu von Lamia Scale. Ich bin wegen ihres Auftrages hier."
"Was?" Die Frau schien in Garas Richtung zu schauen, allerdings war er sich nicht sicher ob sie ihn wirklich sah. "Ihr Schwager ist ein armer Schlucker voll Lamm und Mehl, und sie sind wegen des Saufgelages hier?
Gara schlug sich gegen die Stirn. "Nein!", rief er. "Ich bin von einer offiziellen Gilde und wegen des Auftrages hier!"
"Was? Von einer kriminellen Milbe und wegen des Kaufmannes hier?"
"Nein! OFFIZIELLE GILDE, und AUFTRAG!"
"Maulsack?"
"AUFTRAG!"
"Pumpernickel?"
"DAS KLINGT NOCH NICHT MAL ÄHNLICH!"
"Wie? Ihr Name ist Amaguna Garasu von Lamia Scale und sie sind wegen des Auftrages hier?"
"NEIN – ich meine ja! Ja, Mein Name ist Amaguna Garasu von Lamia Scale, und ich bin wegen ihres Auftrages hier! Ich wollte wissen-"
Da schlief die Frau wieder ein.
"Warum haben alle alten Leute eigentlich immer einen Schaden?!" rief der Magier in den Himmel, während er sich verzweifelt an den Haare raufte.
"Entschuldigung?"
Gara drehte sich um. Hinter ihm stand eine junge, etwas nervös wirkende blauhaarige Frau i neinem bäuerlichen Gewand. "Verzeihung, aber sagten sie gerade, sie seien von einer offiziellen Gilde?"
Gara, der sich noch immer nicht ganz beruhigt hatte, atmete erst einmal tief ein. "Ja - ja, das bin ich", sagte er schließlich.
Gara konnte sehen, dass die Frau innerlich einen Satz machte. "Endlich!", rief sie erleichtert. "Endlich ist jemand gekommen!... Aber wo bleiben meine Manieren." Die Frau machte einen leichten Knicks. "Mein Name ist Aqua Nami. Ich bin die Enkelin der Dorfältesten."
Etwas verlegen kratze sich Gara am Kopf. "Nun, ich denke meinen Namen dürften sie mehr als deutlich gehört haben. Nennen sie mich Gara. Können sie mir vielleicht weiterhelfen? Nichts gegen ihre Großmutter, aber sie war mir bisher keine all zu große Hilfe..."
„Entschuldigen sie sie bitte. Sie ist eigentlich nicht so, doch sie wartet nun schon seit einer Woche jeden Tag und jede Nacht vor ihrer Hütte auf jemanden, der unserer Bitte nachkommt. Da ist sie etwas erschöpft.“
Ein beeindrucktes Pfeifen entfuhr Garas Lippen. „Rund um die Uhr? Ist die Lage denn so ernst?“ Die Frau nickte stumm. „Okay, am Besten erzählen sie mir die ganze Geschichte von vorne. Wann kamen die Banditen hier an?“
„Vor etwas einem Monat“, begann Nami zu erklären. „Sie überfielen einen Mann aus unserem Dorf und fragten ihn, wo die Ruinen seien. Unsere Vorfahren sollen dort einst gelebt haben, und
wir feiern da manchmal ein Fest, aber sonst haben sie keine große Bedeutung. Bis jetzt hat sich auch niemand von außerhalb für sie interessiert, außer ein paar Touristen. Wie dachten zunächst, die Banditen wollten sie nur als Basis benutzen, um die umliegenden Dörfer zu überfallen, und schickten einen Auftrag an die Söldnergilden. Aber eines nachts stieg plötzlich ein gleißender Blitz zum Mond hinauf und färbte ihn blassblau. Da beschloss die Dorfälteste, dass es besser sei einen Magier zu beauftragen.“
„Moment, blassblau?“ Gara schaute zum Firmament hinauf, an dem ein azurblauer Mond hing. „Aber der Mond da ist dunkelblau. Soll das heißen er wird immer dunkler?“
„Ja. Jede Nacht steigt ein gleißender Blitz von den Ruinen auf, und jede Nacht färbt sich der Mond ein wenig dunkler.“ Nami biss sich auf die Lippen. „Es – es gibt da eine alte Legende... wir hatten sie bis jetzt nie mit den Ruinen in Verbindung gesetzt... aber angeblich, wenn der Mond sich über dem Hochland tiefblau verfärbt, würden die Kreaturen des Mondes entfesselt.“
Jetzt machte Gara ein leicht genervtes Gesicht. „War ja klar, dass eine uralte Prophezeiung mit im Spiel ist. Kein übernatürliches Phänomen, das was auf sich hält, kommt ohne aus. Und natürlich sind blutrünstige Bestien auch mit von der Partie!“ Ein wenig enttäuscht, dass es nun doch nur um Dämonen und alte Legenden ging, seufzte Gara. „Keine Sorge“, sagte er dann mit beruhigender Stimme zu Nami. „Ich werde diese Banditen vertreiben und dafür sorgen, dass der Mond wieder silbern wird. Wo geht’s zu den Ruinen?“
„Einfach nach Osten“, erklärte sie. „Aber es gibt noch eine Sache die ihr wissen müsst: Kurz nachdem wir den Auftrag losgeschickt hatten bekamen die Banditen Wind von der Sache. Sie... sie haben meine Schwester Nia entführt. Sie haben gedroht sie umzubringen, wenn irgendjemand den Ruinen zu nahe kommt.“
„Verstanden. Ich werde dafür sorgen, dass mich keiner bemerkt.“ Garasu wandte sich Richtung Osten, bereit zu gehen.
„Wartet!“, rief Nami ihm hinterher, als er sich auf den Weg machen wollte. „Da ist noch etwas!“
Gara drehte sich um. „Was? Ein Fluch, der jeden belegt, der den Ruinen zu nahe kommt?“
„Nein. Es ist nur... wir haben mit einigen Leuten aus anderen Dörfern gesprochen. Wie es scheint, verschleppen die Banditen regelmäßig Magier zu den Ruinen. Passt bitte auf euch auf!“
„Keine Angst. Ich bin so ein ekliger Zeitgenosse, die würden mich nach ein paar Stunden freiwillig wieder freilassen.“
Eine halbe Stunde Fußmarsch später konnte er die Ruinen sehen.
Es waren gewöhnliche Tempelruinen, ziemlich weitläufig, aber letztlich nichts besonderes. Ein größerer, halbwegs intakter Mauerring umschloss das Gelände, hinter dem Gara nur die höchsten Überreste von Wänden und Säulen erkennen konnte. Von seinem Standpunkt aus konnte der Glasmagier einen schwachen Feuerschein am Rand der Ruinen sehen – vermutlich der Eingang.
Geduckt näherte er sich den Ruinen, stets darauf bedacht, nicht zuviel Lärm zu machen. Zunächst schlich er sich etwas abseits von Feuerschein zur Mauer. Vorsichtig, mit dem Rücken an die Wand gepresst, begann er sich nun zur Lichtquelle hinzuarbeiten. Je näher er dem Tor kam, desto deutlicher konnte er das Gemurmel mehrere Stimmen hören.
Mit dem Rücken an den Torbogen gepresst blieb Garasu schließlich stehen. Er legte seine Hände zusammen und erschuf leise eine kleine Glasscherbe, mit der er nun um die Ecke linste.
Direkt hinter dem Tor saß eine Gruppe Banditen um ein Lagerfeuer versammelt. Vorsichtig dreht Gara die Scherbe in seiner Hand: Zwei, drei – vier Männer konnte er schließlich erkennen, jeder einen Säbel in einer und einen Weinschlauch in der anderen Hand haltend. Auf dem Fauer kochte außerdem etwas in einem Topf.
„’s hat doch kei’n Sinn“, hörte er einen der vier sagen. „’s nur ‚ne Frache der Sssseit bis `se uns erwisch’n.*hick*“
„Wir haben schon zig Magier entführt“, rief ein anderer voller Wut „und keiner bekam dieses verdammte Tor auf! Alles, was wir erreicht haben, ist den Mond blau zu färben!“
Gara sah, dass einer der Banditen zitterte „I-ich hab mit der G-G-Geisel gesprochen“, stotterte er. „A-angeblich sollen die K-K-K-Kreaturen des Mo-Mo-Mondes erscheinen, w-wenn der Mond t-t-t-t-t-t-tiefblau gefärbt ist.“
„Glubbt ihr *hick*, dass das so `n Schutschmeschanismus is`, um den Schalalatz zu schütschen?*hick*“
„I-ich will nicht von blu-blu-blutrünstigen Bestien v-verspeist w-werden!“
„Ich genauso wenig“, schaltete sich der zweite wieder ein. „Aber was haben wir für eine Wahl? Der Boss ist besessen von dem Schatz – der lässt uns nicht gehen. Wir können nur hoffen, dass der nächste Magier es endlich schafft diese verfluchte Glastür zu öffnen und uns so den Weg zum Schatz freizumachen!“
„Dann si’ we’ stähnrech! *hick*“
Es dauerte ein bisschen bis Gara bemerkte, dass der vierte Bandit schlief.
Nun war die Sache klar: Irgendwo in den Ruinen gab es ein magisch versiegeltes Tor, hinter dem sich ein Schatz verbarg. Die Banditen entführten Magier in der Hoffnung, einer von ihnen würde es öffnen können. Doch es schien, als ob jedes mal, wenn einer von ihnen scheiterte, eine Art Schutzmechanismus in Gang gesetzt würde, der den Himmel ein Stück blauer färbte. Wenn er dann schließlich tiefstes blau erreicht hatte, würden diese Kreaturen des Mondes als letzte Wächter freigesetzt...
Okay, ich denke ich weiß, was zu tun ist. Zunächst muss in ihn die Ruinen hinein, und dann zu diesem Tor. Wahrscheinlich befindet es sich im Zentrum. Aber zuerst muss ich an diesen Genies vorbeikommen – sollte nicht zu schwer werden...
Einer der vier hob den Deckel vom Topf an. „Hey Jungs, Ess’n is` fertich!“ Der Wind blies den Dampf, der aus dem Topf emporstieg, hinüber durch das Tor, direkt zu Gara. Der zarte Geruch frisch gekochten Schweinefleischs stieg durch Garas Nasenlüstern, perfekt zubereitet und mit einer wohlduftenden Soße garniert.
Was es für eine Soße war konnte Garasu nicht sagen, denn kaum roch er das Fleisch bekam er das Würgen.
„Was war das?“, rief einer der Banditen. Während sich seine Backen mit leicht säuerlichen Verdauungsresten füllte und durch die Speiseröhre bereits Nachschub im Anmarsch war, hörte Garasu gerade so wie die Banditen aufstanden. Verdammt! Ich... Er konnte noch nicht mal den Satz zuende denken, als ihn eine weitere Welle der Übelkeit übermannte. Er hielt sich bereits beide Hände vor Nase und Mund, doch spürte er bereits, wie das halbverdaute Essen versuchte durch seine Lippen zu drängen.
Dass die Banditen – mit Ausnahme des Schlafenden – sich nun in seine Richtung aufmachten verbesserte die Lage auch nicht gerade.
„S-sind das die K-Kreaturen des M-Mondes?“
„Chlingt eher alls würde einer brechen *hick*“
Zwischen seinen Würgeanfällen hörte Garasu, wie sich die Banditen immer weiter näherten. Gleich hatten sie das Tor durchschritten – drei, zwei,...
„Hey, was ist das jetzt schon wieder?“ Gleichzeitig drehten sich die drei Banditen um, als sie hörten, wie etwas gegen den Topf schlug. Der betrunkene(oder eher betrunkenste) torkelte hinüber, tastete den Boden mit seinen Händen ab. „Hie’ liecht ‚ne Glas*hick*scherbe!“, rief er, sein Fundstück in die Höhe haltend.
Plötzlich schrie der verängstigte Bandit laut auf. „D-D-D-D-D-D-DA!“, rief er, auf das offene Hochland hinauszeigend. Ein Schatten sauste durch die Ebene, schnell wie der Wind, bevor er hinter einem Felsen verschwand.
Sofort rannten die anderen beiden Banditen durch das Tor. Sie durchstocherten die Büsche und sahen hinter allen Felsen nach, doch konnten sie niemanden finden.
„Villeicht war’s ja nur `n Vochel?“, meinte der Betrunken(st)e, als alle drei auf offenem Feld standen, etwas zweihundert Meter von dem Tor entfernt.
„O-o-oder die Kr-Kr-Kreaturen – oder ein G-Geist!“
Der andere Bandit, übrigens Anführer der Gruppe, legte die Hände in die Hüften. „Also die Vogeltheorie erscheint mir plausibler.“
Plötzlich hörten sie wieder Brechgeräusche, diesmal vom Tor. „Ach so“, sagte der Anführer „Das war wahrscheinlich einer unserer Jungs weiter drinnen. Das Echo spielt einen hier leicht einen Streich. Zurück auf unsere Posten, Männer!“
Inzwischen war der vierte Bandit aufgewacht. Er reckte sich kurz, trank einen Schluck aus seinem Weinschlauch, bevor er einen Blick auf das Essen im Topf warf. „Hey, war die Soße schon vorhin grün?“
An einem etwas ruhigeren Fleckchen entsorgte Garasu den Rest von dem, was noch in seinem Magen war.
„Verdammtes Schweinefleisch“, murmelte der Glasmagier als er fertig war. Ihm war immer noch ein wenig übel. „Warum musste meine Mutter mich auch als Säugling in einen Schweinestall fallen lassen?“
Er stand auf einer etwas erhöhten Position. Von hier aus konnte er zwischen den zusammengebrochenen Mauern und Säulen einige Feuerscheine erkennen – einige davon bewegten sich. Vermutlich stammten sie von Patrouillen mit Fackeln, und die starren von weiteren Lagerfeuern.
Garasu wollte dringend zu diesem Tor, doch zunächst beschloss er die Geiseln zu befreien. Da er natürlich keine Ahnung wo sie sich aufhielten, musste er einfach alle Feuerstellen nacheinander abzusuchen.
Langsam und behutsam schlich Gara sich durch die Ruinen, stets um Deckung bemüht. Er kauerte sich hinter ehemalige Wände, presste seinen Rücken gegen halbzerstörte Säulen, und wenn grad keine Ruine in der Nähe war kroch er auch mal hinter einen Fels. Behutsam wich er den Patrouillen aus, wobei er ab und einen Blick auf seine Gegner erhaschte.
Es waren gewöhnliche Banditen, ausgerüstet mit Säbeln und Keulen, manchmal auch mit einem Speer. Sie patrouillierten stets in Dreiergruppen, selten auch zu viert, und in jeder Gruppe gab es einen Fackelträger.
Hinter einer Mauer hockend wartete Garasu, bis eine Patrouille vorbeizog. Als die Luft rein war lief er hastigen Schrittes zur Ecke, aus der sie gerade gekommen waren. Wieder erschuf er sich eine kleine Glasscherbe, und wieder sah er damit um die Ecke, wie er es am Tor gemacht hatte.
Durch das Spiegelbild sah er eine größere Gruppe Banditen, die sich um ein Lagerfeuer gescharrt hatte. Dahinter konnte er eine Gruppe gefesselter Menschen erkennen.
Nur damit sich niemand was denkt: Er musste durchaus mehrere Feuerstellen abklappern, bis er die Gefangenen fand. Weil dabei aber nichts interessantes passierte, braucht man darüber auch nicht zu berichten.
Schnell legte Garasu seine Hände zusammen, bevor er sie wieder von sich wegstreckte. Ein gläserner Speer schoss aus seinen Händen, direkt an dem Gang der Banditen vorbeifliegend vorbei, in Richtung irgendwo.
„Hey, was war das?“, rief einer der Banditen. Garasu presste sich gegen die Wand, als zwei Männer an ihm vorbeirannten, dem Speer hinterher. So ein Mist! Die hier sind nicht ganz so doof wie die am Tor. Na egal – so wie ich das sehe sind noch drei Banditen übrig. Also dann...
Blitzschnell kam Garasu aus seiner Deckung hervor, die Hände bereits für seinen Zauber zusammengelegt. Überrascht blickten die drei Banditen am Feuer zu ihm hinüber – lange genug, dass Gara drei Speere vorbereiten konnte.
„Gläserne Speere!“ Die Speere flogen durch die Luft, direkt auf die Banditen zu. Völlig perplex sahen die Banditen zu, wie die Speere direkt an ihnen vorbeiflogen.
Ein hämisches Grinsen legte sich über ihre Gesichter. „Pech gehabt Magier“, rief einer von ihnen, während sich alle von ihrem Platz erhoben. „Daneben!“
Garasu grinste. „Kommt drauf an, was ich treffen wollte.“
Bevor die Banditen begriffen, was er meinte, wurden sie von einer Welle aus Zaubern ohnmächtig geschlagen.
„Vielen Dank!“, rief einer der Magier, dessen Fesseln Garasu mit seinen Speeren durchtrennt hatte.
Bevor Gara ein lässiges „Kein Problem“ rauswerfen konnte, hörte er die beiden anderen Banditen von hinten auf ihn zustürmen. Garasu bereitete bereits einen Zauber für sie vor. Es sind Banditen, aber immer noch Menschen. Ich werde stumpfe Spitzen nehmen.
Als die Banditen direkt vor ihm waren, die Säbel siegessicher erhoben, rammte Gara seine Hände in den Boden. „Gläserner Speerwall!“ Eine fächerförmige Mauer aus Speeren riss die Angreifer in die Höhe. Hart in den Magen und die Brust getroffen flogen die beiden Männer durch die Luft, bevor sie bewusstlos auf dem Boden aufschlugen.
Inzwischen hatten die freien Magier alle anderen befreit. Gara bemerkte, dass zwar durchaus einige Frauen dabei waren, jedoch alles Magier zu sein schienen. „Wo ist die Enkelin der Dorfältesten.
„Die kleine Nia?“, fragte einer der Magier. „Sie ist beim Tor, zusammen mit diesem widerlichem Banditenanführer und einem weiteren Magier! Sie versuchen gerade es zu öffnen.“
„Ich kenne die Geschichte. Stimmt es, dass keiner von euch es öffnen konnte?“
„Ja“, antwortete er „Aber es ist seltsam: Wir sind uns alle sicher, es richtig gemacht zu haben, und dennoch ging das Tor nicht auf.“
„Wo ist das Tor?“
„Gleich hinter uns!“ Er zeigte auf die Mauer, die hinter ihnen stand.
„Okay, ihr wandert durch die Ruinen und schaltet die Patrouillen aus. Ich gehe zum Tor und befreie das Mädchen!“
„Verstanden. Viel Glück!“
Während die Magier an ihm vorbei rannten, rammte Garasu eine Reihe gläserne Speere in die Mauer. Sich an den Stangen der Speere hochziehend erklomm er nach und nach die Mauer, bis er schließlich oben auf ihr saß.
Unter ihm sah Gara einen von Fackeln erleuchteten Hof. Zehn Banditen hatten sich hier versammelt und bildeten einen Halbkreis um ein blaues, glasartiges Tor, das in einen großen, flachen Fels eingelassen worden war. Vor dem Tor stand ein Mann mit erhobenen Armen, der mit zitternder Stimme Zauberformeln vor sich hinmurmelte.
Einer der Banditen hielt ein blauhaariges Mädchen.
Garasu sah, dass das Tor auf die Beschwörungen des Mannes reagierte: Mehrere blaue Edelsteine in den Flügeln begannen aufzuleuchten, während der Magier seine Formeln rezitierte. Gespannt sahen die Banditen zu, wie das Leuchten anhob, begleitet von einem wunderschönem gläsernen Gesang, bis schließlich alles von einem sanften blauem Licht umhüllt war.
Plötzlich durchzog ein entsetzliches Knirschen die Luft, das alle zusammenfahren ließ. Das Licht des Tores schoss schlagartig in den Himmel hinauf, direkt zum blauen Mond. Als es in der Entfernung verschwand konnte man sehen, wie sich der Mond etwas dunkler färbte.
Entsetzt fiel der Magier fiel auf seinem Hintern, am ganzen Leib bebend vor Angst. Einer der Banditen, ein Mann mit einer furchterregenden Narbe im Gesicht (und noch ein Klischee abgehakt), trat vor.
„Versager!“ Der Bandit, offensichtlich Anführer der Meute, packte den Magier am Kragen und hob ihn hoch. Mit einer zornigen Bewegung warf er den armen Mann vor die Füße seiner Leute. „Los, sperrt ihn zu den anderen. Und besorgt mir bis morgen einen neuen!“
Während einige seiner Badniten den Mann fesselten, räusperte sich ein anderer. „Tschuldigung Boss, aber es wird langsam schwer die ganzen Magier zu versorgen – es sind schon mehr als ein Dutzend. Und ähm, die Leute machen sich langsam Sorgen, wegen der Legende und den Kreaturen und so-“
Ein lautes Klirren erschallte als der Banditenanführer sein Schwert zog, um seinem Untergebenen buchstäblich das Wort abzuschneiden. „Mir doch egal!“, brüllte er den fallenden, blutüberströmten Banditen an. „Ich will das verdammte Gold! Der alte Mann hat gesagt, es würde ein unermesslicher Schatz in den Ruinen im Hochland schlummern - ein Magier müsse nur das blaue Tor öffnen! Und selbst wenn ich alle Dämonen Zerefs auf uns hetze, ich werde mir dieses Gold schnappen!“
„Hören sie auf!“ Alle Augen wandten sich dem blauhaarigen Mädchen zu, dass, immer noch vom Banditen gehalten, angefangen hatte zu weinen. „Bitte, bitte hören sie auf! Ich kenne alle Geschichten meiner Heimat, doch in keiner geht es um einen Schatz! Bitte, sie dürfen die Kreaturen des Mondes nicht entfesseln! Und bitte hören sie auf anderen wehzutun!“
Das Schluchzen von Nia hallte durch die Nacht, während ihre Tränen auf den bewucherten Steinboden des Hofes fielen. „Schnauze!“ Erschreckt fuhr das kleine Mädchen hoch, direkt in die finsteren Augen des Banditenanführers blickend. „Du gehst mir verdammt auf die Nerven, Kleine! Los, schlitz sie auf!“
Der Mann, der das Mädchen festhielt, zuckte zusammen. „A-Aber Boss!“, rief er „Sie ist unsere einzige Geisel!“
„Quatsch nicht, wir haben immer noch die Magier!“
„Aber einige von denen könnten sich vielleicht mit ihrer Magie selbst befreien, wenn wir das Mädchen töten! Und – sie ist noch so jung...“
„SCHNAUZE! Mach ich’s halt selbst.“ Das Mädchen starrte mit angstgeweiteten Augen auf den Banditenanführer, als er sich langsamen Schrittes auf sie zu bewegte, den blutverschmierten Säbel in der Hand.
„Stop!“
Verwundert blickten die Banditen zur Mauer, von der Garasu gesprungen kam. Mit ernster, unerschrockener Miene ging er auf den Banditenanführer zu.
„Wer bist du?“, fragte der Ganove mit scharfer Stimme. Das Mädchen blickte ihn mit tränenverschmiertem Gesicht an.
„Mein Name ist Amaguna Garasu, Magier von Lamia Scale.“, erklärte Gara, immer noch auf den Banditenchef zugehend. „Ich wurde beauftragt, die Banditen aus den Ruinen zu vertreiben und den Mond über dem Hochland wieder silbern zu färben. Außerdem soll ich die jüngere Enkelin der Dorfältesteten aus den Klauen von euch rücksichtlosen Pack befreien.“ Garasu blieb stehen. Er stand jetzt direkt vor dem Banditenanführer, sein verunstaltetes Gesicht nur eine Köperbreite von ihm entfernt. „Aber du kannst einfach Gara zu mir sagen.“
Unbeeindruckt erwiderte der Bandit seinen Blick. „Du bist hier, um dir meinen Kopf zu holen?“
„Hatte ich vor.“ Garasu und der Bandit tauschten finstere Blicke aus. Alles um sie herum starrte sie voller Erwartung an. „Jetzt aber nicht mehr. Ich will das Tor für euch öffnen.“
Das überraschte die versammelte Räubergemeinschaft ein wenig. „Was?“
„Ihr Banditen seid doch nur hinter dem Schatz her, oder? Und sobald das Tor offen ist wird wahrscheinlich der Mond auch wieder normal werden. Wenn ihr also versprecht das Mädchen freizulassen und friedlich abzuziehen werde ich das Tor für euch öffnen.“
Der Bandit verschränkte die Arme. „Und was macht dich so sicher, dass DU das Tor aufbekommst? All anderen Magier sind kläglich gescheitert.“
Garasu schaute sich das blaue Tor noch einmal an. „Ist es wirklich aus Glas?“
„Ja – sogar die Edelsteine darin.“
Gara legte die Hände zusammen, und erschuf einen kleine Speerspitze aus Glas. „Ich bin ein Glasmagier. Wenn ich es nicht öffnen kann, dann keiner. Also haben wir einen Deal?“
Für einen Moment herrschte Stille, nur durchbrochen von den Geräuschen der Nacht.
Und dem Kampflärm, den die Magier und Banditen überall in den Ruinen verursachten, den am Platz jedoch keiner hörte, weil niemand darauf achtete.
„In Ordnung“, sagte der Bandit schließlich und trat einen Schritt zur Seite. „Aber wenn du’s verbockst ist die Kleine dran!“
Garasu ging an ihm vorbei zum Glastor. Es war eine zweiflügelige Tür, kaum größer als er selbst, komplett aus blauem Glas gefertigt. Auf jedem Flügel war der Umriss eines Halbmondes mit kleinen, blauen Glassteinen eingerahmt worden. Gara warf noch mal einen Blick hinüber zu dem Mädchen. Sie weinte immer noch vor Angst, doch konnte er nun einen kleinen Funken Hoffnung in ihren Augen erkennen.
Nämlich ihn selbst.
Nun betrachtete er das Tor für einige Minuten. Sieht einfach aus. Scheint, als müsse ich nur meine Magie nach und nach durch die Steine führen, und zwar gleichzeitig auf beiden Türseiten. Ich frage mich, warum das bisher keiner herausgefunden hat.
Er legte seine Hände auf die Tür und schloss die Augen. Langsam spürte er, wie seine Magie durch die Tür floss, hinauf zu den Edelsteinen. Einer nach dem anderen glühte hellblau auf, als die Magie sie berührte, bis das Licht auf jedem Türflügel eine leuchtende Mondsichel bildete. Das zarte Licht begann nun das ganze Tor zu umschließen, während das vibrierende Glas eine glockenreine Melodie anstimmte. Gara lächelte zufrieden, machte sich aber gleichzeitig innerlich auf den Kampf gefasst: Natürlich würden die Banditen ihr Wort nicht halten. Doch sie warteten schon so lange auf ihren Schatz, sie würden sich alle sofort ihn Eingang stürzen, sobald das Tor offen war. Er musste nur schnell genug handeln, dann...
Ein lautes Beben fuhr plötzlich durch seinen Körper. Was? Nein! Ich hab doch alles richtig gemacht!? Er versuchte die Magie im Tor zu halten, doch vergebens: Während er schreiend zu Boden fiel, musste Gara mit Entsetzen ansehen, wie ein weiterer Blitz das Tor verließ und sich in Richtung Mond aufmachte, um ihn fast schwarzblau zu färben.
„Das war’s!“, rief der Banditenanführer. „Murkst sie...“
Auf einmal begann der ganze Boden zu zittern. Das unnatürliche Blau begann sich an einer Stelle des Mondes zu konzentrieren. Instinktiv kauerte sich Garasu auf dem Boden zusammen, als ein gleißender Lichtstrahl vom Mond aus nun direkt auf das blaue Tor zuraste.
Mit einem lauten Scheppern zerbrach das Tor in tausend Scherben. Eine gewaltige Druckwelle riss alle auf dem Platz zu Boden, mit Ausnahme des Anführers, der zu standfest war, sowie Gara, der ja schon auf dem Boden lag. Als der Bandit es los lies kauerte sich das Mädchen genauso wie Gara auf dem Boden zusammen, wohingegen der gefesselte Magier einfach mit seinem Bewacher weggerissen wurde. Auch die anderen Räuber und Magier in den Ruinen blickten zu der großen blauen Lichtsäule wie auch einige Leute aus den Dörfern der Umgeben, einige verwirrt, andere voll Schrecken, doch alle erfüllt von Sorge.
Garasu schaute zum ehemaligen Tor, eine Hand vor den Augen, um nicht geblendet zu werden. Als das Licht langsam verblasste konnte er vage die Umrisse zweier Gestalten erkennen. Alles auf dem Platz starrte mit weit aufgerissen Augen auf die Kreaturen, die nun entfesselt vor ihnen standen.
Zwei blaue Kaninchen.
„WAS?!?“ Weder Gara, noch der Banditenchef, und schon gar nicht seine am Boden liegenden Untergebenen konnten wirklich glauben, was sie da sahen.
„Das sollen die Kreaturen des Mondes sein?!“ rief einer. „Ich dachte es handelt sich um mörderische Dämonen!“
Ein anderer Bandit kratze sich am Kinn. „Na ja, es hieß ja immer nur neutral ‚Kreaturen’ des Mondes...“
„Vielleicht sind es ja doch mörderische Bestien?“, meinte ein anderer. „Ich hab da mal so einen Film geseh-“
„SCHLUSS JETZT!“ Wutentbrannt zeigte der Banditenanführer auf den Fels. „Seht euch lieber das Tor an!“
Alle starrten auf die Stelle wo eben noch das Tor war, und nun nur noch blaue Glasscherben auf dem Boden lagen.
Und das war wirklich alles: Da war kein Loch im Felsen, kein geheimer Raum, einfach nur Stein. Das Tor war einfach vor den Fels gesetzt worden.
„Da- Da ist ja nichts!“
„Wo ist...“
„WO IST DER SCHATZ!“ Wütend stapfte der Banditenanführer mit beiden Beinen auf den Boden herum. „ICH WILL MEINEN SCHATZ! ICH WILL MEINEN SCHATZ!! ICH WILL MEINEN-“
„Gläserne Speere!“ Fünf Speere gleichzeitig schoss Gara auf den Anführer der Meute ab. Überrascht und überwältigt schrie er auf, als die stumpfen Spitzen seinen Körper trafen, eine am Kopf, zwei an der Brust, zwei im Bauch, bevor er bewusstlos zu Boden fiel.
Die anderen Banditen, immer noch am Boden liegend, tauschten kurz einige Blicke aus. Dann rannten sie davon.
Garasu keuchte ein wenig, als er langsam auf das kleine Mädchen zu ging. „Alles in Ordnung?“, fragte er. Sie zitterte immer noch am ganzen Leib. Er beugte sich hinab, und legte eine Hand auf ihren Kopf. „Du brauchst keine Angst zu haben. Deine Schwester Nami schickt mich – es ist jetzt alles gut.“
Das Mädchen schluckte einmal heftig, dann fiel sie dem Magier um den Hals. „Danke!“, rief sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht. „Danke, danke, danke!“
Gara grinste. „Nun, ich hab kein Problem damit wenn du dich jetzt in mich verknallst und als Helden verehrst, so lange es sich darauf beschränkt, dass du mir ab und zu einen Brief schickst oder-„
„Spinnst du? Ich verknall mich doch nicht in so `nen alten Sack! Du hast ja schon weiße Haare!“
Das zog Gara ein wenig runter. „Hey, ich wurde mit solchen Haaren geboren, klar?“
„Wie? Du wurdest als alter Mann geboren?“
Der Glasmagier seufzte. Ja, die Kleine kommt ganz nach ihrer Großmutter...
Fast zeitgleich blickten die beiden zu den Kaninchen hinüber, welche angefangen hatten zu grasen. „Ich muss zugeben, das hatte ich nicht erwartet“, gestand Gara offen. „Weißt du etwas darüber, Kleine?“
Voller Erstaunen blickte die kleine Nia zu den Tieren. „Das... das sind blaue Kaninchen“, rief sie. „Ich hab noch nie welche gesehen. Großmutter sagt, es gab sie hier früher in großer Zahl. Sie waren sehr intelligente Geschöpfe, die nie zu einer Plage wurden, und über hundert Jahre alt werden konnten! Doch die Menschen jagten sie wegen ihres ungewöhnlichen Felles, bis sie fast ausgestorben waren. Schließlich versteckte ein Junge aus dem Dorf das letzte Paar hier oben in den Ruinen. Die Jäger haben tagelang gesucht, aber sie konnten sie nie finden.“
„Ein kleiner Junge sagst du?“ Garasu erinnerte sich, dass der Banditenanführer gesagt hatte, ein alter Mann hätte ihnen von dem Schatz erzählt. Ob er die Banditen angelogen hat, um die Kaninchen freizulassen? Aber wie er hat er sie damals im Mond versiegelt und das Glastor als Schlüssel errichtet? Er war doch nur ein Kind. Aber vielleicht stand das Tor schon vorher da, und er hat seine Magie nur durch Zufall entdeckt? Ach was weiß ich...
„Wenn ich so darüber nachdenke“, schaltete das Mädchen sich in Garas Gedanken ein „hat Oma einmal gesagt, die Legende mit den Kreaturen sei gar nicht so alt, wie die Leute immer sagen, und dass sie sie kurz nach dem Verschwinden der Kaninchen zum ersten Mal gehört hatte.“
„Dann hat der Junge sie wahrscheinlich erfunden, um die Leute vom Tor fernzuhalten, so dass niemand die beiden Kaninchen finden konnte“ Langsam nickte Gara. „Ja, jetzt ergibt alles Sinn. Das erklärt auch, warum kein Magier das Tor öffnen konnte: Es war überhaupt kein magisches Schloss am Tor, sondern ein mehrstufiges Siegel, dass die Hasen im Mond festhielt. Die Magier haben immer alles richtig gemacht, doch musste der Zauber mehrmals hintereinander gesprochen werden, um das Siegel endgültig zu brechen.“Wozu auch immer jemand ein Zaubertor in ein paar Ruinen setzt, um etwas in den Mond zu sperren – ach, Schwamm drüber. Vielleicht komm ich irgendwann dahinter.
Still schweigend sahen die Garasu und Nia den Kaninchen beim Grasen zu, während der Mond die Nacht in sein silbernes Licht hüllte...
Und der gefesselte Magier hilflos in seinen Knebel schrie.